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Geschichte


Geschichtliches

Bornum ist der zweitgrößte von 17 Ortsteilen der Stadt Bockenem im Ambergau. Bornum, das sich von anderen Orten Niedersachsens mit gleichem Namen auch durch den Zusatz „am Harz“ unterscheidet, liegt etwa 3 km südlich der Kernstadt Bockenem an der Bundesstraße B243 und hat zurzeit ca. 1.150 Einwohner.

Unter dem Namen „Burnen“ wird dieser Ortsteil Bockenems 1132 erstmals erwähnt. Er gehörte zu dieser Zeit dem Reichsstift Gandersheim, wichtigste Grundbesitzer waren im Laufe der Jahrhunderte das Kloster Lamspringe, die Herzöge von Braunschweig sowie die Grafen von Wohldenberg. Sein Name veränderte sich über Burnem und Bornem zum heutigen Bornum, wobei dieser schon immer auf eine Siedlung im Bereich einer Wasserstelle hinwies (Burn/Born = Brunnen). Tatsächlich liegt Bornum am südlichen Zugang des Ambergaus und die Nette durchbricht in diesem Gebiet die Harplage und den Jerzer Höhenzug.

Bis in die erste Hälfte des 18. Jh. blieb Bornum ein reines Bauerndorf und unterschied sich nicht von den übrigen Ambergaudörfern. Nach Manfred Klaube, der sich auf eine Dorfbeschreibung aus dem Jahr 1758 beruft, zählten zu dieser Zeit 47 Höfe zu Bornum, zuzüglich der Pfarre, des Pfarrwitwenhauses, des Hirtenhauses, der Schule, der Wilhelmshütte, der herrschaftlichen Wassermühle und des Fischmeisterhauses. Fünf Handwerker waren damals am Ort ansässig. Die Straße „Am Zollhaus“ erinnert noch heute daran, dass Bornum als Grenzort zum Herzogtum Braunschweig gehörte und es hier eine Zoll- und Poststation gab.

Diese dörfliche Struktur begann sich mit der Gründung einer Eisenhütte durch den Herzog August Wilhelm zu Braunschweig-Wolfenbüttel im Jahre 1727 zu verändern. Infolge des Zuzuges von Arbeitskräften der Wilhelmshütte vergrößerte sich das Dorf nach Westen hin, dort entstand eine Arbeitersiedlung. Mit dem Bau der Bahnstrecke Derneburg – Seesen, die 1887 bis Bockenem und 1889 bis Seesen fertiggestellt wurde, erhielt Bornum durch die Einrichtung eines Haltepunktes Bahnanschluss.

Nach der Inbetriebnahme eines weiteren Industriebetriebes im Jahre 1899 stieg die Einwohnerzahl Bornums weiter an. 1959 arbeiteten 650 Mitarbeiter in der Wilhelmshütte, 900 Arbeitnehmer waren bei den Harzer Achsenwerken beschäftigt. In den letzten Jahrzehnten ist diese Entwicklung allerdings stark rückläufig. Die Wilhelmshütte stellte ihren Betrieb 1965 ein, die Harzer Achsenwerke, die heute unter dem Namen HAW Linings GmbH firmiert, beschäftigen erheblich weniger Arbeitskräfte. So sind aus einem Großteil der in Bornum lebenden Erwerbstätigen Pendler geworden. Die Bahnstrecke wurde 1990 für den Personen- und 1995 auch weitestgehend für den Güterverkehr stillgelegt. Auf ihr verkehrt mehrmals im Jahr noch eine Museums-Eisenbahn.

Die rückläufigen Einwohnerzahlen führten zwangsläufig auch zu Schließungen von Handels- und Handwerksbetrieben. Bornum verfügt aber nach wie vor über einen Kindergarten und eine Grundschule, die von den Kindern des Dorfes und der näheren Umgebung besucht werden.

Durch die direkte Lage des Ortes an der B243 und des damit auch schnell zu erreichenden Autobahnanschlusses Bockenem zur A7 können die Bornumer ihre Arbeitsstellen und Geschäfte für die Einkäufe in der näheren und weiteren Umgebung jedoch problemlos mit dem Auto erreichen.

Gegenwart und Vergangenheit bilden die Bornumer auch in ihrem Ortswappen ab. Mit den Farben Rot und Gold nehmen sie Bezug zum Gemeindemittelpunkt Bockenem und zum Landkreis Hildesheim, Rot und Blau wiederum stehen für die Zugehörigkeit zu Braunschweig und der Geschichte Bornums. Zahnrad, Hochofen und Ähre sind Zeichen für die Bedeutung von Industrie und Landwirtschaft im Ort, die Tanne dagegen ist ein Sinnbild für den in der Nähe gelegenen Harz, den Bornum auch mit seinem Namen verbindet.


Historische Baulichkeiten

St. Cosmas und Damian

Zu finden: Heerstraße

In der Geschichte Bornums wird bereits 1234 ein „sacerdos (Priester, Anm. d. R.) Olricus de Bornem“ erwähnt. Es ist daher anzunehmen, dass Bornum bereits zu dieser Zeit über eine eigene Kirche verfügte. Über diesen Kirchenbau ist kaum etwas bekannt. Während des Dreißigjährigen Krieges brannte das Gotteshaus vollkommen aus, wurde danach wieder aufgebaut, 1758 im Rahmen einer Kirchenvisitation jedoch als baufällig eingestuft. Das gegenwärtige Gebäude entstand 1790/91, was auch in der Inschrift über der Eingangstür auf der Südseite des Kirchenschiffs zu lesen ist.

Die Bornumer Kirche ist den frühchristlichen Zwillingsbrüdern Cosmas und Damian geweiht, die in Syrien vermutlich im 3. Jh. geboren, der Legende nach als Ärzte geehrt wurden und als Märtyrer starben. Im 9. Jahrhundert brachte Bischof Altfrid von Hildesheim Reliquien nach Essen, zu denen auch das Schwert zählte, mit dem sie angeblich enthauptet wurden.

Ältester Teil der Bornumer Kirche ist der massive und annähernd quadratische Kirchturm aus Kalkbruchstein im Westen, an den sich das gleich breite, aber deutlich niedrigere Bruchstein-Kirchenschiff anschließt.

Die Dicke der Ostwand des mächtigen Turmes misst im kellerartigen Erdgeschoß 231 cm, darüber noch 89 cm. Er ist von Süden über zwölf zum Teil in der Mauer liegende Stufen zu erreichen, hat nach allen vier Seiten Fensterschlitze und trägt ein spitzes Satteldach, das mit Ziegeln gedeckt ist. Auf der Westseite hat der Turm eine Uhr.

Auch das Mauerwerk des Kirchenschiffes besteht aus Bruchsandstein und hat an Süd- und Nordseite jeweils vier Rundbogenfenster mit vortretendem Scheitelstein.

1969 wurde die Kirche einer durchaus umstrittenen Renovierung unterzogen, was zur Folge hatte, dass ihr Innenraum sich vollkommen veränderte. Damals entschied die Bornumer Gemeinde, die bis dahin barocke Ausstattung komplett zu entfernen und ihre Kirche sehr schlicht und schnörkellos zu gestalten.

Die Innenwände sind seitdem in einem hellen Farbton gestrichen, einziger Bilderschmuck ist ein modernes Gemälde an der Nordwand zwischen den Fenstern. Eine Altarwand mit Empore und Kanzel über dem Altar und mit vier Durchgängen wurden durch einen zeitgenössischen Altar und ein Lesepult aus Stein ersetzt. Ein bis dahin verdecktes kleines rundes Fenster im Osten wurde auf diese Weise freigelegt; seitdem fällt durch dieses wieder das Morgenlicht in den Kircheninnenraum. Aus der Vergangenheit ist lediglich ein Opferstock aus Holz erhalten geblieben, dessen drei Schauseiten mit Schuppen und gedrechselten Verzierungen versehen sind. Er trägt die Inschrift „Bedencket die Armen“ und den Namen des Künstlers M. Hans Klien.

Eine katholische Kirche gibt es in Bornum heute nicht mehr. Die 1958/59 errichtete Kirche St.Theresia vom Kinde Jesu war nach der heiligen Therese von Lisieux benannt und befand sich in der Bachstraße 18 (Ecke Bockenemer Straße). Sie wurde am 10. April 2010 profaniert und die beiden Bronzeglocken von 1960, „St. Bernward und Godehard“ und „St. Hedwig“, an die evangelische Kirche in Ferbitz (Ortsteil von Lanz in Brandenburg) verschenkt. Das Gebäude wurde verkauft und wird heute von einem Dachdeckerunternehmen genutzt. 2017 fand der Kreuzweg der Kirche in der St.-Michael-Kirche in Bilderlahe eine neue Heimat.

Heute befindet sich die nächstgelegene katholische Kirche 5 km entfernt in Bockenem.

Im Jahre 2013 gründete sich die Freie Christengemeinde in Bornumer Heerstraße 12.


Altes Küsterhaus

Zu finden: Heerstraße

Das ehemalige Küsterhaus liegt in der Heerstraße der Kirche direkt gegenüber.

Wie überall im Ambergau lag die schulische Ausbildung der Kinder auch in Bornum zunächst in den Händen der Kirche und damit beim Kirchendiener bzw. Küster. Das ehemalige Haus des Bornumer Küsters dürfte demnach der erste Unterrichtsort des Dorfes gewesen sein. Später wurde in der Nähe ein eigenes Schulhaus gebaut. Nach dem 2. Weltkrieg war der Neubau einer Schule notwendig, in dem zunächst alle Schulkinder bis zur 10. Klasse unterrichtet wurden. Seit 1974 besteht die Bornumer Schule jedoch nur noch als Grundschule mit den Klassen 1 bis 4.

Alte Schule

Zu finden: Heerstraße

Die alte Schule Bornums, ebenfalls in der Heerstraße gelegen, wurde nach dem Neubau der Grundschule ab 1958 als Gemeindebüro genutzt. Heute befinden sich hier die Räume des Deutschen Roten Kreuzes.          


Spuren von historischen Produktionsstätten

Dampfmolkerei

Zu finden: am Ortsausgang Ri. Jerze/Ortshausen, schräg gegenüber vom Friedhof

Am Ortsausgang von Bornum steht das Gebäude der alten Bornumer Dampfmolkerei, die von 1902 bis 1962 in Betrieb war. Später hatte hier eine Seifenfabrik ihren Standort, heute wird das Haus privat als Wohnhaus genutzt.

Faktorei / Verwaltungsgebäude der Wilhelmshütte

Zu finden: auf dem Gelände der ehemaligen Wilhelmshütte

Die Wilhelmshütte, die ihren Namen von ihrem Gründer Herzog August Wilhelm zu Braunschweig erhielt, hat Bornum geprägt und war von 1727 mit Unterbrechungen bis zur Schließung im Jahre 1966 wichtiger Arbeitgeber für die Menschen in Bornum und Umgebung. Abgesehen vom Abriss einiger Nebengebäude, u. a. des sog. Gefolgschaftshauses aus dem Jahre 1939, besitzt das Werksgelände noch sein äußeres Erscheinungsbild wie zur Zeit der Stilllegung. Zeugen dieses für den Ambergau bedeutenden Unternehmes sind auf dem weitläufigen Gelände noch heute der historische Hochofen aus dem Jahre 1783 und die Betriebesgebäude wie die große Faktorei oder Teile der ehemaligen Schmiede. Diese werden heute allerdings von unterschiedlichen kleineren Firmen genutzt. Die ehemaligen Werkhallen sind als Lagerräume verpachtet, und auf der Westseite des Geländes besteht ein kleiner Betrieb der Sparte Chemietechnik. Erhalten geblieben, aber baulich nicht in gutem Zustand, erinnert das 1729 errichtete Verwaltungsgebäude des Hüttenfaktors – daher auch Faktorei genannt – noch an die Hochzeiten der Wilhelmshütte.

Das Gelände der Wilhelmshütte ist zu großen Teilen noch in seinen ursprünglichen Ausmaßen erhalten geblieben. Zwar wurden einige Gebäude nach der endgültigen Schließung abgerissen, doch das ehemalige Verwaltungsgebäude –  auch Faktorei genannt – steht noch heute. Baulich nicht in gutem Zustand, erinnert es doch noch an die Hochzeiten des einstmals wichtigsten Industriebetriebes im Ambergau.

Nach dem Konkurs der Wilhelmshütte gründete ein Hildesheimer Unternehmer hier die Harzer Achsenwerke, über die man hier mehr erfahren kann.

Hochofen der Wilhelmshütte

Zu finden: Hütteberg

Der historische Hochofen, der 1982 renoviert wurde, gilt als bedeutendstes Industriedenkmal seiner Art in Norddeutschland. Heute ist er leider erneut sanierungsbedürftig. Die Stadt Bockenem lehnt einen Erwerb des Hochofens aus Kostengründen ab, schloss aber mit dem Besitzer 2016 eine erneute Nutzungsvereinbarung, um zumindest das Gelände um den Hochofen für den Tourismus attraktiver gestalten zu können.

2015 gelangten zwei Wandreliefs aus Privatbesitz von Dortmund nach Bornum zurück. Sie waren einst in der Wilhelmshütte gefertigt worden und sind Teile eines fünfteiligen Zyklus „Lebensstationen eines Kriegers“, deren übrige Tafeln sich im Besitz des Deutschen Historischen Museum in Berlin befinden. Warum die fünf Reliefs getrennt wurden und wie drei Tafeln nach Berlin gelangten, ist bisher ungeklärt. Aus rechtlichen Gründen war das Deutsche Historische Museum an einer Leihgabe und somit an der Vervollständigung des Zyklus nicht interessiert, und so entschied man in Bornum, die heimgekehrten Wandreliefs von nun an im Bockenemer Turmuhren- und Heimatmuseum auszustellen. Hier hat auch ein Fotobuch mit dem Titel „Wilhelmshütte bei Seesen“ aus dem Dortmunder Privatbesitz seine neue Heimat gefunden.

Der Verein für Heimatkunde im Ambergau e.V. erzählt hier anschaulich in Text und Bildern von der Geschichte der Wilhelmshütte.

Wassermühle

Zu finden: von der Seesener Str. (B243) in den Fischerberg abbiegen. Dieser Straße folgen. Nach einer Rechtsbiegung liegt das Mühlengebäude direkt geradeaus.

Da die Bornumer Mühle keinen direkten Zugang zur Nette hatte, sondern am Rhüdener Teich lag, wurde sie in Bornum auch „Rhüdener Teichmühle“ genannt. Die Bornumer Mühle unterstand dem Amt Seesen, hatte fünf Obergeschosse, drei Mahlgänge und einen Ölgang. Bauern aus Bornum, Jerze, Ortshausen, Klein Rhüden und Hahausen waren verpflichtet, hier ihr Korn verarbeiten zu lassen. Während eines Unwetters im Jahre 1777 nahmen Teich und Mühle großen Schaden. Das noch heute stehende Mühlenhaus wurde 1820 erbaut. Der Betrieb der „Neuen Mühle“ wurde 1965 eingestellt, das Mühlhaus wird seitdem als reines Wohnhaus genutzt. Der Rhüdener Teich wurde zugeschüttet und existiert heute nicht mehr.